
Was tun, wenn es mit der Tanzpartnersuche nicht so richtig läuft wie gewünscht?
Ich habe mich der Herausforderung gestellt und mich in der in Deutschland doch recht frischen Turnierkategorie Solo Standard und Latein getraut zu starten.
Und so verschlug es mich am letzten Märzwochenende in das sonnige Darmstadt...
Im Solotanzen tritt man - wie der Name es schon verrät - ohne Tanzpartner an. Dies bietet neben einigen Challenges auch Möglichkeiten, wenn man gerade keinen Tanzpartner hat oder einfach mehr trainieren oder Turniere tanzen möchte. Gleichermaßen kann man natürlich auch aus den vermeintlichen Nachteilen des Tanzens ohne Partner Chancen ziehen - Stabilität, Floorcraft, Bewusstsein über die Bewegungsabläufe und nicht zuletzt auch den eigenen Ausdruck und das eigene Tanzen entdecken, ohne dass ein Tanzsportgerät im Weg ist!
Ich habe also nach einem halben Jahr trainieren ohne Partner den Mut gefasst, mich in der Solo-Welt zu beweisen.
Durch die deutschlandweit noch recht geringe Anzahl an Solo-StarterInnen in der Hauptgruppe gibt es bisher noch wenig Turniermöglichkeiten. Deshalb durfte ich für mein erstes Turnier die etwas weitere Anreise in das hessische Darmstadt zur dortigen Landesmeisterschaft antreten.

Da man vor Meldeschluss nie so genau abschätzen kann, wann man nun genau dran ist, haben eine Freundin aus Berlin und ich uns für die sichere Variante entschieden und einen Zug halb 8 gebucht, um gegen 12 in Darmstadt zu sein. Auch wenn wir dann tatsächlich erst für 19 Uhr angesetzt waren, bot sich so genug Zeit, alle Vorbereitungen ohne Stress durchzuführen. So hieß es für mich schminken im ICE, während meine Freundin die Fahrt für ein kleines Nachholnickerchen und Kleid flicken nutzte.
Angekommen beim TSZ Blau Gold Casino Darmstadt - welches im Übrigen routiniert und ohne Zeitverzug eine Vielzahl an Turnieren an diesem Wochenende wuppte - widmete ich mich der Vervollständigung unserer Turnierlooks. Viel Überbrückungszeit blieb dadurch nicht, sodass ich einmal mehr durch das Tanzen eine Stadt bereist habe, von der ich nicht mehr als die Turnierstätte gesehen habe...

Im Turnier der HGR BAS Standard (im Solo werden noch die höchsten Startklassen zusammengelegt) meldeten sich drei Starterinnen. Es wurde deshalb nur eine Sichtungsrunde mit drei Tänzen durchgeführt. Hier zeigte sich auch direkt wieder das tanzpyhsikalische Grundgesetz der Anziehungskraft - egal wie viele Menschen auf der Fläche stehen, man muss sich immer in einer Ecke treffen!
Im Finale galt es dann, sein solistisches Können in allen Tänzen zu beweisen - wer überzeugt die Wertungsrichter am Flächenrand am meisten mit seiner Darbietung? Tatkräftig unterstützt wurden wir dabeivon den verbliebenen Zuschauern und anderen Startern.
Nachdem ich in den ersten Tänzen noch etwas aufgeregt und verkopft war, habe ich ab Wiener Walzer mehr in mein Tanzen hineingefunden - was auch die Mehrheit der Wertungsrichter honorierten und mit 1 bewerteten. So konnte ich mich mit drei gewonnenen Tänzen auf dem Treppchen links neben meiner Freundin aus Berlin platzieren und über meinen ersten Turniersieg (3) als Solistin freuen!

Am nächsten Tag stand eine doppelte Premiere für mich an - das erste Lateinturnier. Wenn ich schon einmal so einen weiten Weg auf mich nehme, dann soll sich das ja auch lohnen, dachte ich mir. Und so übte ich intensiv die vor drei Wochen neu erstellten Choreografien, um in der HGR D antreten zu können.
Bei 13 Starterinnen konnte ich mich nach der Vorrunde über eine zweite Chance zum Präsentieren meiner Lateinfähigkeiten freuen. Obwohl sich das Solotanzen im Latein weitaus natürlicher anfühlt als beim Standard, so ist es durchaus schwierig, eine Flächenübersicht bei Locksteps oder ähnlichen Bewegungen nach hinten zu wahren. Umso überraschter und glücklicher war ich dann, als ich es ins Finale geschafft hatte! Gewappnet mit wertvollen Tipps meiner Freundin, die später in der HGR BAS Latein starten und gewinnen sollte, habe ich noch einmal alles gegeben. Und es hat - zu meiner großen Überraschung - zum 3. Platz (13) gereicht!
Und so komme ich zurück nach Leipzig im Gepäck mit: 2 Platzierungen, einigen Aufstiegspunkten, neu gesammelter Erfahrung und einigen neuen Bekanntschaften und Freundschaften, denn in der Solo-Szene herrscht tatsächlich ein noch viel harmonischerer ungezwungener Umgang miteinander, als man das manchmal so im Paarsport kennt.
Ganz lieben Dank an Tobias für die tolle Vorbereitung und das Vertrauen und den Glauben in mich, diesen Schritt zu gehen!
artikel: ssc
bilder: robert panther
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